6. Oldtimerfest

Von der Magie der Oldtimer nie mehr losgelassen

Oldtimerfreunde feiern zwei Tage vom 24. - 25. Juni 2006 und bestaunen historische Veteranen vom Traktor bis zum Feuerwehrauto

„Wer einmal infiziert ist, der wird nie mehr davon loskommen“, gibt sich Renate Gräfe überzeugt und zeigt auf ihre 40-Jahre alte Vespa. „Auf dem Gefährt war jüngst sogar Kommissar Dellwo während einer Tatort-Produktion auf Verbrecherjagd, fast 50 km sind die durch Frankfurt gesaust“ erklärt sie stolz. Gekommen ist sie nun zum dritten Mal mit ihren Mitstreitern vom Vespa-Club Frankfurt  und schwelgt in Erinnerungen. „In den 60er Jahren hatten die Leute Heißhunger darauf, etwas zu erleben und dieses Erlebnisgefühl vermittelte die Vespa“. Wie sie hatten viele Aussteller neben ihrem Veteranen ihre ganz eigene Geschichte zum 6. Oldtimerfest des GTLF Fan Clubs mitgebracht.

Rund um die Sport- und Festhalle standen zigtausende Jahre von Automobil-, Motorrad- und Traktoren- und Löschfahrzeuggeschichte.  Bei allem Enthusiasmus für alte Motorentechnik gewährten die Fahrzeuge darüber hinaus tiefe Einblicke in Arbeitsalltag früherer Zeiten .

Klaus Dönges, Vorsitzender des Fan Clubs, war bei strahlendem Sonnenschein auch zufrieden. Das Organisationsteam hatte perfekte Arbeit geleistet und die Besucher konnten wieder viele chromblitzende Gefährte bewundern oder eine Prise vom Haus der alten Zeit schnuppern.

Zwar waren die Objekte ordentlich in Reih` und Glied ausgestellt und bereit zum Empfang interessierter Blicke, doch das wahre Motorleben tobte beim Autocorso oder der Vorstellung einzelner Fahrzeuge im Betriebszustand. Man konnte förmlich die vitale Kraft des ungebremster Vortriebes hören, wenn z.B. eine 70 Jahre alte Pumpe im kernigen Tiefton zum laufen gebracht wurde. Für die Gaste war es zwischen der kulinarischen Versorgung am Grill oder Zapfwagen kurzweilig und informativ.

Friedel Liedke ist beim GTLF Fan Club der Motorradexperte. Der passionierte Oldtimerliebhaber besitzt selbst 12 liebevoll restaurierte Maschinen. Mit viel Detailwissen führte er durch die Creme de la Creme des Motorradbaus vom Ardie Doppelgespann über DKW zu Zündapp. Sein Weg führt ihn direkt zu Waldemar Borse. Der 91-jährige blättert in seinem Fotoalbum und  zeigt Bilder von Rennen auf dem Schottenring 1947. Auf der Starterliste findet er sich neben Friedel Münch, dem Inbegriff von Horex und Münch Mammut. Borse hatte seine NSU 500 Bulls Supersportmodell bereits 1934 erworben, bis 1952 gefahren und dann verkauft. Vor 8 Jahre erwarb sein Sohn ein gleiches Modell, restaurierte es und staunte nicht schlecht. Über alte Dokumente und die Fahrgestellnummer stellte sich heraus, dass es wohl die Maschine seines Vaters war, die nunmehr mit Originalstartnummer von 1947 zu besichtigen war.

Liedke ist begeistert, wenn er von der Zündapp K 601, Baujahr 1953 mit Seitenwagen steht. Grüne Elefanten nennt er die Maschinen, denn mit dem zugkräftigen Gefährt sei es sprichwörtlich durch dick und dünn gegangen. Viele Ausstellungsexemplare gibt es nur noch vereinzelt in Deutschland, manche Schmuckstücke sind gar ein Unikat. Dann wird es schon schwierig und vor allem teuer bei Restauration oder Ersatzteilbedarf, weiß Stefan Keller zu berichten. Der Besitzer einer 1941 in Springfield gebauten Indiana Chief, schwärmt vom einzigartigen Road 66 Fahrgefühl, welches er alljährlich im Bayerischen Wald genüsslich erlebt.

Der Magie Motorrad verfallen und seitdem nicht mehr davon losgekommen, fachsimpeln die Freunde des Motorradoldtimerclubs in ihrer Stammtischecke. Manche der Kisten fährt noch 130 Sachen, meint Kurt Röhrich, was bei den heutigen Verkehrsverhältnissen eine Herauforderung darstellt und besonders Bremsmaterialanpassungen erfordert.

Bei den Traktoren präsentierten sich der Landmaschinenverein und der Oldtimerfreunde Vorglüher gleich mit mehreren Exponaten, nicht fehlen durften auch die kultigen Lanz Bulldog mit ihrem ureignen Klangerlebnis. Exoten wie der italienische Landinis aus den 50ern mit Glühkopfmotorentechnik machten die Ausstellung zum besonderen Erlebnis für Freunde und Experten alter Landmaschinentechnik.

 

Blickfang und Faszination zugleich waren natürlich die Feuerwehrautos, wie die imposante 22m hohe Drehleiter des DL 22, das mit 56 Jahren auf dem Buckel noch wie neu erstrahlte. Anders als bei Pkws beginnt bei den historischen Feuerwehroldtimern eine teils langwierige Folgearbeit: die Komplettierung der feuerwehrtechnischen Beladung. Jedes Fahrzeug hat so seine eigen Biografie. Der 49-Jahre alte Borgward der Stammheimer Feuerwehr diente als Kübelwagen bei der Bundeswehr, wurde zum Zugfahrzeug für Tragkraftspritzenanhänger umfunktioniert und war jahrelang im Einsatz. Irgendwann nagte der Rost und man steht vor der Entscheidung verschrotten oder renovieren. Die Stammheimer wie auch die Freunde des GTLF entschieden sich für letzteres, man zerlegte das Gefährt in seine Einzelteile, investierte unzählige Stunden und besitzt nun ein Liebhaberstück, das für Feste und viele weitere Ausstellungen weiterhin fahrbereit ist.